Gedenkdemo 2022

In der Nacht vom neunten auf den zehnten November 1938 machten sich SS-Männer in schwarzen Uniformen auf den Weg zur Synagoge in der Turnerstraße. Dort nutzten sie Brandbeschleuniger und Werkzeuge der Feuerwehr, um das jüdische Gotteshaus gezielt zu zerstören.

Dass diese Schreckenstat nicht allein vom faschistischen Regime ausging, sondern von breiten Bevölkerungsteilen Unterstützung erfuhr, verdeutlichte sich durch die gaffende Menge, durch Schulkinder, die frei bekamen, um an dem historischen „Schauspiel“ teilhaben zu können, durch eine Feuerwehr, die erst nach Stunden anrückte – nicht, um den Brand zu stoppen, sondern einzig und allein, um ihn von den Nachbarhäusern fernzuhalten.

Wie tief verwurzelt die Entmenschlichung von Juden*Jüdinnen und der Hass auf jüdisches Leben in der deutschen Gesellschaft bereits war, konnte auch an der Reaktion auf die Pogromnacht beobachtet werden, in der nicht nur die Synagoge zerstört, sondern 17 jüdische Geschäfte in Bielefeld verwüstet und teilweise geplündert wurden. Die Aktion stieß allgemein auf Zustimmung, es gab kaum öffentlichen Widerspruch.

Der 9. November 1938 markierte den Übergang von der Diskriminierung und Entrechtung von Juden*Jüdinnen in Deutschland hin zur systematischen Verfolgung und Vernichtung jüdischen Lebens. So wurden in der Pogromnacht bereits dutzende Juden*Jüdinnen verhaftet und nach Buchenwald gebracht, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten wurden. Einige fanden dort bereits den Tod.

Und ihnen sollten tragischer Weise noch viele Folgen. So kam es am 13. Dezember 1941 zur ersten Deportation von Bielefelder Juden*Jüdinnen nach Riga. Es folgten acht weitere u.a. nach Auschwitz, Warschau und Theresienstadt. Von den mindestens 420 deportierten Bielefelder Juden*Jüdinnen haben nur 48 die Shoah überlebt.

Auch wenn die grausamen Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands durch nichts wieder gut gemacht werden könnten, hätte nach Kriegsende wenigstens eine lückenlose juristische Aufarbeitung der Geschehnisse in Bielefeld stehen können. Allerdings zeigten sich, wie auch an vielen anderen Stellen der Entnazifizierung, die verantwortlichen Stellen nachsichtig. So wurden zunächst fast 20 Rädelsführer ermittelt, das Verfahren vom Landgericht Bielefeld dann aber zunächst aus Mangel an Beweisen eingestellt und schlussendlich vollständig außer Verfolgung gesetzt. Auch die verhörten Feuerwehrleute wollten sich bei den Vernehmungen an keine Namen erinnern.

Von nichts gewusst? Von wegen!
Es ist eine Schande, dass Verantwortliche nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Es ist eine Schande, dass antisemitischen Kontinuitäten bis heute fortbestehen.

Und so finden wir uns wieder in einer Zeit, in der der Hass auf jüdisches Leben sich wieder offen zeigt. In der Querdenken-Szene ernteten Vergleiche von Corona-Schutzmaßnahmen mit der industriellen Vernichtung jüdischen Lebens Applaus. Antisemitische Verschwörungsideologien verschiedener Couleur wachsen auf dem giftigen Boden der Stimmung, die diese Leute verbreiten, heran.

In einer Zeit, in der rechte Parteien in Europa im Aufwind sind, haben wir eine besondere Verantwortung rechten Bewegungen und Antisemitismus entschlossen entgegenzustehen. Es ist an uns sicherzustellen, dass es solche Schreckenszeiten nie wieder geben kann.

Kommt deshalb zur antifaschistischen Gedenkdemonstration am Jahrestag der Novemberpogrome, denn Gedenken heißt kämpfen!

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Aufruf Gedenkdemo 09.11.2021

In der Nacht vom neunten auf den zehnten November 1938 wurde die Synagoge in der Turnerstraße in einer organisierten Aktion in Brand gesetzt. Wenige Stunden später hatten die Flammen bereits die gesamte Synagoge ergriffen.

„Das Datum, der 9./10. November 1938, bedeutete nicht nur, dass alle Synagogen in Deutschland abgebrannt wurden, sondern dass die Nazis viele jüdische Männer verhafteten, dass man jüdische Geschäfte plünderte und die Scheiben zerschlug.”, erinnert sich die 1924 in Bielefeld geborene Jüdin Helga Ravn.
In Bielefeld beteiligten sich an den, von den Faschist*innen verharmlosend als „Reichskristallnacht” bezeichneten, Pogromen verschiedene Bielefelder Bürger*innen – von SS-Gruppen bis hin zu Kindern, die der Hitler-Jugend angehörten.
Die Novemberpogrome markierten den Übergang von der Diskriminierung und Entrechtung zur systematischen Verfolgung und Vernichtung jüdischer Menschen. „Von da an wurde das Leben für uns Juden mehr und mehr unerträglich“, sagte Helga Ravn später.

In den letzten Jahren erleben wir in Deutschland eine öffentliche Diskursverschiebung. So hat die Zeit der Corona-Pandemie erneut gezeigt, dass Geschichtsrevisionismus in Deutschland allgegenwärtig ist. Dass sogenannte Querdenker*innen durch die Straßen laufen und die Maskenpflicht und andere „Corona-Maßnahmen“ mit der industriellen Vernichtung jüdischen Lebens gleichsetzen, macht uns fassungslos und wütend. Die Verbreitungen von antisemitischen Verschwörungsmythen im Zusammenhang mit der Pandemie zeigen, wie die Grenzen des Sagbaren verschoben wurden und tragen ihren Teil zur Entstehung einer gefährlichen Stimmung in großen Teilen unserer Gesellschaft bei.

An dieser Stimmung ist auch die AfD maßgeblich beteiligt, die sich immer mehr in den Parlamenten etabliert. So bekam die völkisch-nationalistische Partei auch bei den vergangenen Bundestagswahlen in einigen Bundesländern erschreckend viele Stimmen und wurde in Thüringen und Sachsen sogar stärkste Kraft. Die Etablierung dieser Partei dient als parlamentarischer Legitimationsgrund für antisemitische und rassistische Äußerungen und Haltungen und verschärft so die Festigung von Feindbildern.

Am diesjährigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, dem 27. Januar richtete sich die Shoa-Überlebende Esther Bejarano mit einem Appell an alle jungen Menschen und sagte: „Ihr seid nicht schuldig, für das, was damals geschehen ist (…), aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts von dieser Geschichte wissen wollt.“
Um sich gegen einen wieder erstarkenden Antisemitismus und gegen das Vergessen der Shoa einzusetzen, haben Menschen wie Esther Bejarano bis ins hohe Alter über die grausame Zeit des deutschen Faschismus erzählt. Es gibt nicht mehr viele Zeitzeug*innen, die über ihr Schicksal berichten können. So ist auch Esther Bejarano, eine der letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz, am 10. Juli 2021 verstorben.

Es liegt an uns allen die Opfer des deutschen Faschismus nicht zu vergessen, ihre Geschichten zu erzählen, jeder Relativierung der nationalsozialistischen Vernichtungsideologie entgegenzutreten und die Nazis von heute aktiv zu bekämpfen.

Kommt deshalb zur antifaschistischen Gedenkdemonstration am Jahrestag der Novemberpogrome, denn Gedenken heißt kämpfen!

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Statement des Bündnis

Auf unserer Gedenkdemonstration am 9.11. wurde ein Lied gespielt, in dem sexistische Sprache genutzt wurde. Daran gab es berechtigte Kritik. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen. Das Lied hätte nicht gespielt werden dürfen.

Die entsprechende Liedzeile reproduziert sexistische Sprache, der wir keinen Raum bieten wollen, besonders nicht auf einer Gedenkdemonstration.

Speziell auf linken Demonstrationen muss bei der Auswahl von Liedern darauf geachtet werden, dass es weder missverständliche Stellen gibt, noch menschenverachtende Sprache Verwendung findet. Das ist uns in diesem Fall leider nicht gelungen. In Zukunft werden wir verstärkt darauf achten unserem Anspruch auch in der Musikauswahl gerecht zu werden.
Bei diesem Statement darf es nicht bleiben und den Worten müssen Taten folgen. Unsere Konsequenz aus dem Vorfall muss sein, diesem Thema immer wieder Raum zu geben und uns zu fragen ob wir wirklich alles tun um die Probleme mit Antifeminismus und Sexismus – auch im eigenen Umfeld und politischen Handeln – zu bekämpfen.

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Pressemitteilung: Eindrucksvolle Gedenk-Demonstration in Bielefeld

Am 9. November demonstrierten in Bielefeld etwa 750 Menschen unter dem Motto ‚Gedenken heißt Kämpfen‘ in Erinnerung an die antisemitischen Pogrome von 1938. Die Demonstration wurde vom ‚Antifaschistischen Bündnis Bielefeld‘ organisiert. Trotz der Vielzahl an Teilnehmer:innen wurde auf Abstände zueinander und das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen geachtet. Schon zum Auftakt wurde im Sinne eines solidarischen Miteinanders auf die Corona-Schutzmaßnahmen hingewiesen.

Der Aufzug begann am Abend am Bielefelder Hauptbahnhof. Dort wurde in einer Rede der ‚Antinationalen Linken Bielefeld‘ an die Deportationszüge erinnert, die von hier ausgingen. Etwa 1800 Menschen aus ganz Ostwestfalen wurden von Bielefeld aus in die Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt. Ein weiterer Redebeitrag der ‚Jugend Antifa Bielefeld‘ mahnte, dass aus Erinnern und Gedenken ein heutiges Positionieren und Kämpfen gegen Rechts folgen muss.

Anders als in den letzten Jahren wählte das ‚Antifaschistische Bündnis‘ dieses Mal keinen Weg durch die enge Bahnhofstraße, sondern über den Willy-Brandt-Platz und die Herforder Straße. An der Kreuzung an der alten Post wurde eine Zwischenkundgebung abgehalten. In einer dort gehaltenen Rede wurde auf Holocaustleugnung und Geschichtsverfälschung eingegangen. Beide Themen sind Bestandteil heutiger Nazi-Ideologie, aber nicht nur dort zu finden. Auch bei den sogenannten ‚Querdenken‘-Demonstrationen wird regelmäßig Geschichtsverfälschung betrieben, in dem die heutigen Infektionsschutzmaßnahmen mit dem Holocaust gleichgesetzt werden. Außerdem werden dort immer wieder antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet.

Zum Abschluss ging die Gedenkdemonstration zum Kesselbrink, wo unweit eine stadtbildprägende Synagoge stand. Diese wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 niedergebrannt.
In einem Redebeitrag machte die Gruppe ‚Autonome Feminist:innen‘ darauf aufmerksam, dass auch noch in der BRD mörderische Gewalttaten von Nazis auf der Tagesordnung sind. Dabei wurde auch auf die Rolle des Verfassungsschutz bei den Morden des NSU und die aktuellen Fälle von antisemitischen und rechten Chatgruppen bei der Polizei hingewiesen.
Anschließend gedachten die 750 Teilnehmer:innen in einer eindrucksvollen Schweigeminute den Opfern des Faschismus. Das antifaschistische Bündnis legte am Gedenkstein für die ehemalige Synagoge eine Gedenkschale mit der Aufschrift ‚Gedenken heißt kämpfen‘ nieder.

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Demonstration zum Gedenken an die Opfer des Faschismus findet trotz Corona statt

Die steigenden Corona-Zahlen machen leider auch vor Bielefeld nicht halt. Wir nehmen das Infektionsgeschehen und die Gefährdung durch das Virus ernst. Trotzdem wollen wir an der Gedenkdemonstration am 9. November festhalten. Wir denken, dass es gerade in Zeiten zunehmender Isolation wichtig ist, einen Raum für ein gemeinsames Gedenken zu schaffen. Auch Nazis, Antisemit*innen, Rassist*innen, Sexist*innen und andere Menschenfeinde verschwinden während der Coronakrise nicht einfach. Es gilt also weiterhin: Gedenken heißt kämpfen!

Um unsere Gedenkdemonstration so sicher wie möglich zu gestalten, haben wir einige Vorkehrungen getroffen. Die Demonstration wird nicht durch die enge Fußgänger*innenzone führen, sondern über breite Straßen. Während der Demonstration soll ein Mindestabstand von 1,5m eingehalten werden. Darüber hinaus sollen alle Demonstrierenden Masken tragen. Menschen, die dies aus gesundheitlichen Gründen nicht können, sind davon ausgenommen.

Durch die Ordner*innen und den Lautsprecherwagen wird auf die Abstands- und Maskenregeln regelmäßig hingewiesen werden.

Wir bitten alle Menschen darauf zu achten das Infektionsrisiko während der Demonstration möglichst gering zu halten. Ihr zeigt euch damit solidarisch denjenigen gegenüber, die selbst oder deren Angehörige zur Risikogruppe gehören.

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Aufruf Gedenkdemo 2020

Zum 09. November in Bielefeld

Die Novemberpogrome 1938 bildeten auch in Bielefeld den Auftakt für die Shoah – den millionenfachen Mord an jüdischen Menschen. Nachdem sich die antisemitische Hetze bereits im Oktober 1938 unter anderem gegen das Schuhgeschäft Dessauer in der Niedernstraße gerichtete hatte, kam es in der Nacht vom 9. auf den 10. November zu einem gezielten und großangelegten Angriff auf jüdisches Leben in Bielefeld. Mitglieder von NSDAP, SS und SA sowie weitere Bürger*innen zündeten die Synagoge in der Turnerstraße an und zerstörten jüdische Geschäfte in der ganzen Stadt. Die vorher bereits informierte Feuerwehr löschte die brennende Synagoge nicht, sondern verhinderte nur, dass das Feuer sich auf die anliegenden Häuser ausbreitete.

Im Kontext der Novemberpogrome inhaftierten Polizei und SS zudem am frühen Morgen des 10. November zwischen 40 und 50 jüdische Männer. Sie wurden in das KZ Buchenwald deportiert und gezwungen ihr Eigentum und Vermögen völlig unter Wert zu verkaufen. Mindestens zwei von ihnen wurden innerhalb dieser Zeit ermordet.
Helga Ravn, ein damals 14 Jahre altes jüdisches Mädchen aus Bielefeld, beschreibt die Geschehnisse wie folgt: „Das Datum, der 9./10. November 1938, bedeutete nicht nur, dass alle Synagogen in Deutschland abgebrannt wurden, sondern dass die Nazis viele jüdische Männer verhafteten, dass man jüdische Geschäfte plünderte und die Scheiben zerschlug. Von da an wurde das Leben für uns Juden mehr und mehr unerträglich.“

Das Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome und das Benennen der Täter*innen, die in dieser Nacht Synagogen, Häuser und Geschäfte anzündeten, ihre jüdischen Nachbar*innen verhöhnten, bedrohten und verletzten, ist ein wichtiger Bestandteil antifaschistischer Praxis.

Kein Schulterschluss mit Faschist*innen – Kontinuitäten benennen, antisemitische und rassistische Strukturen bekämpfen

Zur antifaschistischen Praxis gehört es auch, die gesellschaftlichen Strukturen zu benennen, die die nationalsozialistischen Verbrechen ermöglichten und Kontinuitäten aufzuzeigen. Denn auch heute 82 Jahre nach den Novemberpogromen treten rassistische, antisemitische und sexistische Ideologien wieder immer offener zu Tage.
in jüngster Vergangenheit zeigte sich das als tausende „besorgte Bürger*innen“ im Schulterschluss mit Nazis durch die Straßen liefen um wahlweise gegen Geflüchtete oder aber gegen die angebliche Corona – Verschwörung der Eliten zu demonstrieren. Nicht zuletzt wurde dies durch personelle Überschneidungen zwischen den Bielefelder ‚Corona-Demos‘ und den Haverbeck-Aufmärschen der letzten Jahre deutlich. Auch die vermeintlichen ‚Einzeltäter‘ von Halle und Hanau hingen antisemitischen Verschwörungsmythen an. Nicht erst die NSU-Morde, der Angriff auf die Synagoge in Halle, die Morde von Hanau und all die anderen rassistischen, antisemitischen und sexistischen Beleidigungen, Übergriffe und Gewaltakte, die tagtäglich in Deutschland verübt werden, machen deutlich, dass es Zeit ist, Position zu beziehen, nicht mehr nur bestürzt zu sein, sondern auch zu handeln.

Dass die Behörden im Kampf gegen alte und neue Nazis nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind, zeigt sich nicht erst seitdem allerorten rechte Netzwerke innerhalb der Polizei aufgedeckt werden. Verfassungsschutz und Polizei haben über Jahre die rassistischen Morde des NSU-Komplexes mit ermöglicht, statt sie aufzuklären und zu stoppen. Die Black Lives Matter Bewegung prangert aktuell Racial Profiling und rassistische Polizeigewalt an, die für viele PoC in Deutschland nach wie vor zum Alltag gehören. Kritik am strukturellen Rassismus wird innerhalb des Polizeiapparates nicht gehört, sondern abgewehrt. Es sollte daher klar sein, dass die Polizei in Bezug auf Rassismus und das Naziproblem weder Freund noch Helfer sein kann. Um Naziaufmärsche zu verhindern, müssen wir selbst aktiv werden. Das gilt auch hier in Bielefeld!

Deswegen heißt Gedenken zugleich auch kämpfen!

In den letzten drei Jahren marschierten rund um den 9. November Neonazis aus verschiedenen Spektren1 durch Bielefeld, um ihre Unterstützung für die Antisemitin und Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck zu demonstrieren, die seit 2018 wegen Volksverhetzung in der JVA Brackwede einsitzt. Die Daten der Aufmärsche waren bewusst gewählt, um den Gedenktag, der den jüdischen Opfern des Nationalsozialisten gewidmet ist, für rassistische, antisemitische, geschichtsrevisionistische und faschistische Hetze zu vereinnahmen.

Das an diesem Jahrestag Neonazis unter dem Schutz der Polizei durch Bielefeld ziehen, die Shoah leugnen, Hitlergrüße zeigen und Gegendemonstrant*innen angreifen finden wir unerträglich. Das dürfen wir nicht hinnehmen!Denn die Geschichte hat gezeigt, wohin rechte Ideologie führen kann. Deshalb gilt es auch heute, sich den Faschist*innen entschieden in den Weg zu stellen.

Das Antifaschistische Bündnis Bielefeld ruft deswegen auch für 2020 dazu auf, einen erneuten Haverbeck-Aufmarsch geschlossen zu blockieren. Bislang ist zwar aus verschiedenen Gründen noch unklar, was genau die Haverbeck-Unterstützer*innen in den nächsten Monaten und speziell im November vorhaben. Fest steht allerdings, dass Haverbeck Anfang November vorerst ihre Haftstrafe abgesessen haben wird. Wir bereiten uns dennoch darauf vor, den Nazis entschlossen entgegenzutreten, sie zu stören, wo es geht und einen Aufmarsch zu verhindern.

Kommt zur antifaschistischen Gedenkdemo am 09.11.2020 um 18 Uhr am Hauptbahnhof Bielefeld!


Achtet auf Ankündigungen und beteiligt euch an antifaschistischen Gegenaktivitäten zum Naziaufmarsch. Hier und heute, morgen, übermorgen & überall!

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Pressemitteilung Starker Gegenprotest gegen Nazidemo in Bielefeld

Am 9. November, dem Jahrestag der Novemberprogrome von 1938, marschierten etwa 200 Nazis durch die Bielefelder Innenstadt. Die Polizei nutzte die aufgebauten Durchsuchungszelte für die Faschist*innen am Hauptbahnhof in diesem Jahr nicht. “Es ist für uns unverständlich, dass die Polizei keine Notwendigkeit sieht, die Nazis auf Waffen zu durchsuchen”, so Anna Schmidt, Pressesprecherin des antifaschistischen Bündnis Bielefeld. “Besonders in der aktuellen Lage gibt es mehr als genug Gründe die Neonazis auf mögliche Waffen zu untersuchen”. In den Durchsuchungszelten werden regelmäßig verschiedenste Waffen und verbotene Gegenstände gefunden, die die Nazis auf die Demonstrationen mitnehmen wollen.
15.000 Gegendemonstrant*innen drückten ihren Protest in vielfältigen Aktionsformen aus. Um 12.30 Uhr startete von den Stadtwerken aus die erste Demonstration von Ver.di. Aus einer Demonstration des “Bündnis gegen Rechts”, die gegen 13 Uhr vom Siegfriedplatz loslief, löste sich eine Personengruppe und versuchte auf die Route der Nazis zu gelangen. Die Polizei hielt die Nazigegner*innen mittels roher Gewalt, mit Pfefferspray und Schlägen auf. Mehrere Menschen wurden dabei verletzt. Außerdem kam es zu rund einem dutzend Gewahrsamnahmen von Antifaschist*innen.
Eine weitere Gruppe von rund einhundert Personen schaffte es an der Elsa-Brandström-Straße auf die Nazi-Route und bildete dort eine ausdrucksstarke Sitzblockade. Dennoch ermöglichte die Polzei den Antisemit*innen den weiteren Verlauf ihres Aufmarsches. In einem Abstand von nur wenigen Zentimetern wurden die Nazis an den sitzenden Demonstart*innen vorbeigeführt. Ablehnung schallte ihnen lautstark entgegen. Im Anschluss lösten die Antifaschist*innen ihren Protest auf der Nazi-Route selbstbestimmt auf und liefen in einer Spontandemonstrationen durch die Einkaufsstraßen Richtung Landgericht. “Die Polizei wollte die Nazidemo unter allen Umständen an diesem historischen Datum durchsetzen. Sie leitete die Freund*innen der Holocaust-Leugnerin Haverbeck unmittelbar an der Sitzblockade vor. Diese Tatsache untersteicht, dass es sich bei dem Verbotsversuch im Vorfeld allein um eine Aktion zur positiven Außenwirkung der Polizei handelte.”, so Schmidt.
Auf ihrer weiteren Route wurden die Nazis von lautem Protest begleitet. Auf Höhe der Kunsthalle versuchten Nazi-Gegner*innen das Fronttransparent der Nationalsozialist*innen zu entweden. Die Polizei ging dazwischen. Anschließend stand die Nazidemo für mehrere Minuten, bevor sie ihren Aufzug in Richtung Landgericht fortsetzen durften.
Dort traten in einer anderthalbstündigen Zwischenkundgebungen vor dem Landgericht mehrere Redner*innen auf. Der Nazi Thomas Wulff sprach bei der Zahl der ermordeten Jüd*innen von einer “kommunistischen Propagandalüge”. Anna Schmidt erklärt dazu: “Das Gericht hat die Nazidemo mit der Begründung, der Aufmarsch habe keine Stoßrichtung gegen das Gedenken am 09. November, erlaubt. Es war von Vornherein klar, dass das nicht stimmt. Dass die Polizei an dieser Stelle nicht eingeschritten ist, ist für uns nicht erklärbar”. Das ‘Antifaschistische Bündnis Bielefeld’ sieht die Nazi-Demonstration am 09. November als Provokation für alle Jüd*innen und anderen Nazi-Gegner*innen.
Im Anschluss gingen die Nazis über die gleiche Demostrecke zurück zum Hauptbahnhof. Dabei wurde der rechte Aufmarsch weiterhin von lautem Gegenprotest begleitet. “Wir freuen uns, dass so viele Menschen den Weg zum Gegenprotest gefunden haben und sich den Nazis mit vielfältigen Aktionen entgegen gestellt haben.”, zieht Anna Schmidt als Fazit. “Das Verhalten der Polizei hat allerdings wieder gezeigt, dass wir uns im Kampf gegen Faschismus nicht auf sie verlassen können. Deshalb werden wir uns Nazis auch in Zukunft aktiv entgegenstellen.”
Zum Ende des rechten Demonstrationsgeschehen versammelten sich immer mehr Menschen am Gedenken am Standort der ehemaligen Synagoge. Außerdem fanden sich spontan noch einige Menschen vor der Gefangenensammelstelle in der Kurt-Schuhmacher-Straße ein, um die festgenommenen Antifaschist*innen zu unterstützen.

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Vielfältiger Protest gegen Nazi-Aufmarsch in Bielefeld

Am heutigen Samstag möchten Neonazis durch die Bielefelder Innenstadt maschieren. Als Anlass geben sie den Geburstag der inhaftieren Shoa-Leugnerin Ursula Haverbeck vor. Die 91-Jährige sitzt derzeit in der JVA Bielefeld ein und gilt für Neonazis aus ganz Deutschland als Ikone. Die Partei “Die Rechte” stellte sie als Kandidatin zur Europawahl auf. Die Demonstration wird ebenfalls hauptächlich von Neonazis aus der Partei “Die Rechte” organisiert.

Am Bielefelder Hauptbahnhof versammelten sich am Morgen 150 Neonazis. Vierzig der Angereisten kamen mit einer gesammelten Anreise aus Dortmund. Auch der Lautsprecherwagen stammt von dort. “Die Dortmunder Nazis sind bei vielen Naziaktionen federführend. Es überrascht kaum, dass sie auch diese Demonstration organisieren”, erklärt Anna Schmidt. “In Bielefeld selbst gibt es keine Strukturen, die eine so große Aktion planen und durchführen könnten”.

Im Vorfeld hatte die Polizei versucht den Aufzug zu verbieten, hatte aber nach einer ersten Niederlage vor Gericht keine weiteren Bemühungen angestellt. Anna Schmidt zeigt sich davon wenig überrascht: “Wir vertrauen bei Antifaschismus nicht auf die Polizei. Wir werden selbst dafür sorgen, dass die nazis nicht in Ruhe demonstrieren können.”

Im Innenstadtbereich wurden mehrere Versammlungen durch verschiedene Initaitiven angemeldet, die dazu aufriefen, gegen den Naziaufmarsch zu protestieren.. Dem Aufruf zum Gegenprotest folgten tausende Bielefelder*innen, aber auch aus anderen Städten wurden Anreisepunkte von antifaschistischen Gruppen organisiert.
Eine erste Demo des “Bündnis gegen Rechts” startete um 13 Uhr vom Siegfriedplatz in Richtung der Naziroute. Geplant war, dass die Bündnis-Demostration die rechte Aufzugstrecke überquert, nachdem die Nazis bereits vorbeigelaufen sind. Doch nach einigen Metern löste sich eine Gruppe aus dem Demozug und versuchte durch die umliegenden Straßen auf die Demoroute zu kommen.

Die Polizei hat versucht die Personengruppe aufzuhalten und hat einen ersten Durchbruchversuch mit Pfefferspray und Schlägen verhindert. Dabei wurden mehrere Leute verletzt. Doch an der Elsa-Brandström-Straße gelang es einer Personengruppe auf die Naziroute zu kommen. Nach einigen Metern setzten sich die Personen mit Transparenten auf die Straße. Die Polizei hat sich um die Sitzblockade positioniert und leitete die Nazis direkt an den Antifaschist*innen vorbei. Anna Schmidt ist empört: “So sieht es aus, wenn die Polizei unbedingt eine Nazi-Demonstration durchsetzen will. Dass die Polizei am Jahrestag der Reichspogromnacht eine Nazi-Demonstration mit Gewalt durchsetzt, wird die Bevölkerung von Bielefeld sauer machen.”

Die Demonstration des “Bündnis gegen Rechts” plant nach Überqueren der ehemaligen Naziroute zu einer weiteren Gegendemo zu stoßen. Der Abschluss soll nahe des Zwischenkundgebungsortes des rechten Aufmarschs stattfinden. “Bielefeld zeigt heute vielfältige Protestformen. Die Bürger*innen der Stadt machen heute deutlich, dass sie den Nazis keinen Metern und erst recht nicht die ganze Stadt überlassen”, sagt Anna Schmidt.

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Pressemitteilung: Eindrucksvolle Gedenk-Demonstration in Bielefeld

Am Freitagabend gedachten bis zu 800 Antifaschist*innen in der Bielefelder Innenstadt den Opfern des Faschismus. In einer Gedenkdemonstration unter dem Motto “Gedenken heißt kämpfen” zogen die Demonstrant*innen vom Hauptbahnhof durch die Bahnhofstraße über Jahnplatz und Rathaus zum Gedenkstein der Alten Synagoge in der Turnerstraße. Zahlreiche Passant*innen applaudierten der Demonstration auf dem Weg und drückten ihre Zustimmung für das antifaschistische Gedenken aus. Das ‘Antifaschistische Bündnis Bielefeld’ organisierte die Demonstration.

Verschiedene Redebeiträge thematisierten die Verbrechen des Nationalsozialismus und riefen gleichzeitig zum Protest gegen den Naziaufmarsch am Samstag auf:
Am Hauptbahnhof wurde auf die Deportationen aus Bielefeld hingewiesen, bei denen insgesamt mindestens 1840 Jüd*innen deportiert wurden. Ihre Namen sind auf zwei Gedenktafeln auf dem Bahnhofsvorplatz eingraviert. Die Rede endete mit dem ‘Schwur von Buchenwald’.
Am Emil-Gross-Platz wurde in einer Zwischenkundgebung auf die Bedeutung des Ehepaars Haverbeck für die rechte Szene heute und in den vergangen Jahrzehnten eingegangen.
Die Gruppe ‘Antinationale Linke Bielefeld’ warnte in einer Rede am Jahnplatz vor einem weiteren Erstarken der gesellschaftlichen Rechten und vor daraus resultierendem rechten Terror wie dem Mord an Walter Lübcke in Kassel oder dem antisemtitischen Anschlag von Halle. Die letzten Meter zwischen Rathaus und Gedenkstein in der Turnerstraße legten die Demonstrant*innen schweigend zurück.
Am Gedenkstein der Alten Synagoge thematisierte ein letzter Redebeitrag von autonomen Feminist*innen die Geschichte der Novemberpogrome von 1938 in Bielefeld und zeigte Kontinuitäten auf: “Für ein ‘wehret den Anfängen’ ist es schon lange zu spät – mindestens 198 Menschen wurden seit 1990 von Neonazis ermordet. Dies zeigt, dass die BRD heute ein massives vom Staat gedecktes Naziproblem hat.”
In einer eindrucksvollen Schweigeminute gedachten die Antifaschist*innen den Opfern des Faschismus und legten Kränze mit der Aufschrift “Gegen Antisemitismus und rechten Terror – Kein Vergeben, kein Vergessen!” nieder.

“Es war uns wichtig, bereits am Vortag der Nazidemonstration in aller Würde den Opfern des Faschismus zu gedenken.”, erklärt Anna Schmidt vom antifaschistischen Bündnis. “Morgen werden wir uns dann auf den Protest gegen die Nazis konzentrieren. Gemeinsam mit vielen Bielefelder*innen werden wir den Antisemit*innen keinen Fußbreit die Straße überlassen.”

Am 9. November, dem Gedenktag der Novemberpogrome, will die rechtsextreme Kleinstpartei “Die Rechte” eine “Geburtstagdemo” für die inhaftierte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck veranstalten. Anna Schmidt hält die Demonstration für antisemitisch: “Es ist unerträglich, dass morgen hunderte Nazis durch Bielefeld marschieren wollen. Die Demonstration hat eine klare antisemitische Stoßrichtung, viele der Redner*innen sind einschlägig vorbestraft. Außerdem genießt Ursula Haverbeck allein aufgrund ihrer Holocaustleugnung eine so hohe Stellung innerhalb der rechten Szene. Eine Demonstration zu ihrer Unterstützung ist also immer geschichtsrevisionistisch und antisemitisch.”

Das antifaschistische Bündnis kündigt an, sich dem Naziaufmarsch möglichst direkt entgegenstellen zu wollen und ihn nach Möglichkeiten zu verhindern.

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Aktionskarte 2019

Für alle Gegendemonstrant*innen gibt es jetzt auch eine Aktionskarte für Samstag. Dort sind die wichtigsten Orte und Demos markiert.

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