Pressemitteilung: Eindrucksvolle Gedenk-Demonstration in Bielefeld

Am Freitagabend gedachten bis zu 800 Antifaschist*innen in der Bielefelder Innenstadt den Opfern des Faschismus. In einer Gedenkdemonstration unter dem Motto “Gedenken heißt kämpfen” zogen die Demonstrant*innen vom Hauptbahnhof durch die Bahnhofstraße über Jahnplatz und Rathaus zum Gedenkstein der Alten Synagoge in der Turnerstraße. Zahlreiche Passant*innen applaudierten der Demonstration auf dem Weg und drückten ihre Zustimmung für das antifaschistische Gedenken aus. Das ‘Antifaschistische Bündnis Bielefeld’ organisierte die Demonstration.

Verschiedene Redebeiträge thematisierten die Verbrechen des Nationalsozialismus und riefen gleichzeitig zum Protest gegen den Naziaufmarsch am Samstag auf:
Am Hauptbahnhof wurde auf die Deportationen aus Bielefeld hingewiesen, bei denen insgesamt mindestens 1840 Jüd*innen deportiert wurden. Ihre Namen sind auf zwei Gedenktafeln auf dem Bahnhofsvorplatz eingraviert. Die Rede endete mit dem ‘Schwur von Buchenwald’.
Am Emil-Gross-Platz wurde in einer Zwischenkundgebung auf die Bedeutung des Ehepaars Haverbeck für die rechte Szene heute und in den vergangen Jahrzehnten eingegangen.
Die Gruppe ‘Antinationale Linke Bielefeld’ warnte in einer Rede am Jahnplatz vor einem weiteren Erstarken der gesellschaftlichen Rechten und vor daraus resultierendem rechten Terror wie dem Mord an Walter Lübcke in Kassel oder dem antisemtitischen Anschlag von Halle. Die letzten Meter zwischen Rathaus und Gedenkstein in der Turnerstraße legten die Demonstrant*innen schweigend zurück.
Am Gedenkstein der Alten Synagoge thematisierte ein letzter Redebeitrag von autonomen Feminist*innen die Geschichte der Novemberpogrome von 1938 in Bielefeld und zeigte Kontinuitäten auf: “Für ein ‘wehret den Anfängen’ ist es schon lange zu spät – mindestens 198 Menschen wurden seit 1990 von Neonazis ermordet. Dies zeigt, dass die BRD heute ein massives vom Staat gedecktes Naziproblem hat.”
In einer eindrucksvollen Schweigeminute gedachten die Antifaschist*innen den Opfern des Faschismus und legten Kränze mit der Aufschrift “Gegen Antisemitismus und rechten Terror – Kein Vergeben, kein Vergessen!” nieder.

“Es war uns wichtig, bereits am Vortag der Nazidemonstration in aller Würde den Opfern des Faschismus zu gedenken.”, erklärt Anna Schmidt vom antifaschistischen Bündnis. “Morgen werden wir uns dann auf den Protest gegen die Nazis konzentrieren. Gemeinsam mit vielen Bielefelder*innen werden wir den Antisemit*innen keinen Fußbreit die Straße überlassen.”

Am 9. November, dem Gedenktag der Novemberpogrome, will die rechtsextreme Kleinstpartei “Die Rechte” eine “Geburtstagdemo” für die inhaftierte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck veranstalten. Anna Schmidt hält die Demonstration für antisemitisch: “Es ist unerträglich, dass morgen hunderte Nazis durch Bielefeld marschieren wollen. Die Demonstration hat eine klare antisemitische Stoßrichtung, viele der Redner*innen sind einschlägig vorbestraft. Außerdem genießt Ursula Haverbeck allein aufgrund ihrer Holocaustleugnung eine so hohe Stellung innerhalb der rechten Szene. Eine Demonstration zu ihrer Unterstützung ist also immer geschichtsrevisionistisch und antisemitisch.”

Das antifaschistische Bündnis kündigt an, sich dem Naziaufmarsch möglichst direkt entgegenstellen zu wollen und ihn nach Möglichkeiten zu verhindern.

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