Am 10.11. werden hunderte Neonazis und Holocaustleugner*innen zu einem Aufmarsch in der Bielefelder Innenstadt erwartet. Laut Informationen des Westfalenblatts soll die Route vom Bahnhof über den Jahnplatz zum neuen Rathaus führen. Im Artikel wird vom größten Polizeieinsatz aller Zeiten gesprochen, um den Naziaufmarsch durchzusetzen.
„Sollte diese Information stimmen, wäre das eine der zentralsten möglichen Routen quer durch die Innenstadt für die Neonazis. Die Bielefelder Polizei rollt den Nazis damit den roten Teppich aus. “, so Anna Schmidt, Sprecherin des Antifaschistischen Bündnis Bielefeld. „In anderen Städten ist soetwas bei vergleichbaren Demonstrationslagen nicht üblich. Es ist unverantwortlich, Anwohner*innen erst so spät über einen Aufmarsch militanter Neonazis direkt vor ihrer Haustür zu informieren.“
Ursula Haverbeck soll noch mehrere Jahre in Haft sitzen. Das antifaschistische Bündnis befürchtet eine fatale Symbolwirkung, wenn sich die Nazis durch die Polizeistrategie auch für zukünftige Aufmärsche in Solidarität mit der Holocaustleugnerin Haverbeck bestärkt fühlen.
Die Sprecherin des Bündnisses meint: „Wir werden uns den Nazis auch deshalb am 10.11. in den Weg stellen, um zu verhindern, dass sich faschistische Aufmärsche in Bielefeld etablieren.“
Die Neonazis haben in der Zwischenzeit ihre Redner*innenliste veröffentlicht. Mit Edda Schmidt, Thorsten Heise und Sven Skoda sollen prominente Vertreter*innen aus verschiedenen Spektren der militanten Naziszene sprechen. Edda Schmidt war lange Jahre die Vorsitzende des „Ring Nationaler Frauen“, der Frauenorganisation der NPD. Skoda ist ein mehrfach vorbestrafter langjähriger Aktivist der Naziszene in NRW. Heise ist eine der führenden Personen des deutschen Ablegers des Rechtsterroristischen Netzwerks Combat 18. Außerdem soll ein Grußwort von Ursula Haverbeck verlesen werden, auch hier ist erneut mit Antisemitismus und Holocaustleugnung zu rechnen.
„Es ist unerträglich, dass Antisemit*innen fast auf den Tag genau 80 Jahre nach der Reichspogromnacht wieder durch die Straßen ziehen wollen.“, stellt Anna Schmidt klar.
Dass Antisemitismus kein Thema für die Geschichtsbücher sondern eine reale Bedrohung für jüdische Menschen ist, zeigen die jüngsten Anschläge: In Pittsburg (USA) wurden am 26. Oktober 11 Menschen von einem Rechtsterroristen ermordet, in Chemnitz wurde nach den rechten Aufmärschen Ende August ein jüdisches Restaurant angegriffen und der Besitzer verletzt. „Diesen und allen anderen Opfern rechter Gewalt werden wir am Freitag ab 18 Uhr gedenken und hoffen, dass sich uns viele Bielefelder*innen anschließen!“