Plakattext #1 – Chemnitz

Ende August erlangte wieder einmal eine deutsche Stadt nach rechtsextremen Ausschreitungen traurige weltweite Berichterstattung. Diesmal war es Chemnitz.
In der Nacht vom 25.8. auf den 26.8. wurde ein Mann getötet, die mutmaßlichen Täter: Geflüchtete.
Diese wenigen Informationen reichten der regionalen und überregionalen extremen Rechten um die Tat für sich zu instrumentalisieren und zu rassistischen Aufmärschen zu mobilisieren.
In den folgenden Tagen versammelten sich mehrmals tausende Nazis und andere Rassist*innen und veranstalteten pogromartige Hetzjagden: Es wurden Hitlergrüße gezeigt, vermeintliche „Ausländer“ gejagt und Journalist*innen massiv angegriffen. Wie üblich wenn sich der rechte Mob versammelt, brach sich nicht nur Rassismus, sondern auch Antisemitismus Bahn: Das jüdische Restaurant „Schalom“ wurde mit Steinen, Flaschen und einem Stahlrohr angegriffen. Der Wirt wurde verletzt.

Für Antifaschist*innen war die Dynamik schon früh abzusehen, sie ähnelte jener die wir seit 2015 immer wieder erleben mussten: in Heidenau, Freital, Bautzen, Köthen und anderen Städten. Während die Zivilgesellschaft und die Polizei wieder einmal von den Ereignissen überrascht taten, machten sich am 27.8., einem Montagabend, hunderte Antifaschist*innen auf den Weg nach Chemnitz, um die Aktiven vor Ort zu unterstützen. Auch wenn sie in der Unterzahl waren und dem rechten Mob somit keinen Einhalt gebieten konnten, war ihr Einsatz nicht umsonst. Ihre reine Anwesenheit und die Angriffe auf sie, machten es möglich den Lügen von Kretschmer, Maaßen, Seehofer und co. zu widersprechen: Viele hunderte hatten den gewalttätigen deutschen Mob erlebt, den Teile der Politik leugneten.

Die heutigen rassistischen Ausschreitungen weisen diverse Parallelen zu den Ereignissen in den 90ern auf. Auf die Pogrome in Hoyerswerda und Lichtenhagen, die glücklicherweise keine Todesopfer forderten, folgten die Mordanschläge von Mölln und Solingen. Außerdem wurden in dieser Zeit die Mitglieder des NSU sozialisiert, die später mordend durchs Land zogen. Auch heute folgen den rechtsextremen Mobilmachungen Brandanschläge und die Gründung von Terrorgruppen, wie die „Gruppe Freital“ oder „Revolution Chemnitz“ beweisen. Und wieder laufen große Teile der Politik den extremen Rechten hinterher, statt sich Ihnen entgegenzustellen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Faschist*innen in der AfD heute eine parlamentarische Vertretung finden, die demnächst wohl in einigen Landesregierungen sitzen wird.

In Gedenken an die Opfer rassistischer Gewalt, müssen wir uns Faschist*innen auf der Straße entgegen stellen, ob bei Ausschreitungen in Chemnitz, oder Aufmärschen in Bielefeld.

Gedenken heißt Kämpfen!

In Gedenken an:

Die Opfer von Mölln:
Yeliz Arslan
Ayşe Yılmaz
Bahide Arslan

Die Opfer von Solingen:
Gürsün İnce
Hatice Genç
Gülüstan Öztürk
Hülya Genç
Saime Genç

Die Opfer des NSU:
Enver Şimşek
Abdurrahim Özüdoğru
Süleyman Taşköprü
Habil Kılıç
Mehmet Turgut
İsmail Yaşar
Theodoros Boulgarides
Mehmet Kubaşık
Halit Yozgat
Michèle Kiesewetter

 

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