In ihrem Kommentar Lasst die Neonazis ins Leere laufen vom 28.10. plädiert Andrea Rolfes dafür die Nazi-Demo am 9. November nicht mit direktem Gegenprotest zu konfrontieren. Stattdessen wirbt die Leiterin der Lokalredaktion Bielefeld der Neuen Westfälischen dafür, zeitgleich große Gedenkveranstaltungen durchzuführen.
Das Antifaschistische Bündnis verfolgt eine andere Strategie: Wir werden bereits am Freitagabend eine Demonstration zum Gedenken an die Opfer des Faschismus durchführen. Das Gedenken wird so nicht von einem zeitgleich stattfindenden Naziaufmarsch überschattet. Am Samstag werden wir uns dann dem Naziaufmarsch aktiv entgegenstellen.
Der Gedanke von Frau Rolfes ist nachvollziehbar: Ein lediglich begleitender Protest am Rand ist für die Nazis eher Kulisse als Störung. Auf direkten Protest verzichten sollte man jedoch nicht. Denn die Erfahrung zeigt, dass Naziaufmärsche ohne direkten Protest nicht gestoppt werden können.
Gute Erfahrungen mit einer Vielfalt an Aktionen gibt es aus dem niedersächsischen Bad Nenndorf. Ab 2006 marschierten in der Kleinstadt jährlich Nazis auf. Anfänglich gab es nur geringen Gegenprotest und die Zahl der Nazis stieg jährlich auf bis zu 1000. Der Protest wurde mit den Jahren vielfältiger und direkter. Aktionen am Rand und auf der Wegstrecke ergänzten sich. Durch mehrfache Blockaden verlor der Aufmarsch seine Attraktivität für die Nazis und fand 2015 sein Ende.
Wir lernen aus diesem Beispiel, dass direkter Gegenprotest effektiv ist und sich nicht spalten lassen darf. Unterschiedliche Protestformen sind legitim und können sich ergänzen. Wenn es stattdessen keinen Gegenprotest gibt, fühlen sich die Nazis wohl und werden wieder kommen. Statt allein auf Gegendemos am Rand der Naziroute zu setzen, sollte ein Umdenken hin zu breiten Blockadeversuchen aus der Zivilgesellschaft stattfinden. Blockaden sind ein legitimes Mittel des zivilen Ungehorsams und keine Straftaten.
Schon 2018 gab es während des Naziaufmarsches in Bielefeld eine effektive Blockade: Hunderte Menschen hatten sich auf der Kreuzstraße versammelt und verhinderten so, dass die Naziroute bis nach Brackwede verlängert werden konnte.
Das Antifaschistische Bündnis lädt deshalb Frau Rolfes und alle Bielefelder*innen dazu ein, am Freitag mit uns zu gedenken und am Samstag den Naziaufmarsch zu verhindern.