Am Freitag, den 8. November organisiert das ‚Antifaschistische Bündnis Bielefeld‘ eine Demonstration zum Gedenken an die Opfer des Faschismus. Die Versammlung unter dem Motto ‚Gedenken heißt kämpfen‘ beginnt um 18 Uhr am Bielefelder Hauptbahnhof und führt durch die Bielefelder
Innenstadt. Bereits im letzten Jahr beteiligten sich über 500 Menschen an der Gedenkdemonstration am Vorabend des Naziaufmarsches.
Die Demonstration erinnert an den Jahrestag der Novemberprogrome vom 9. November 1938. Damals wurden in Bielefeld und im gesamten deutschen Reich jüdische Geschäfte, Wohnungen und Synagogen angegriffen, verwüstet, niedergebrannt und zerstört. Die Täter*innen waren organisierte Nazis sowie sympathisierende Anwohner*innen. Etwa 800 Jüd*innen wurden in den Tagen um den 9. November ermordet. Die Pogrome markieren den Übergang von der antisemitischen Diskriminierung zur
gezielten Verfolgung von Jüd*innen. Es folgte die millionenfache systematische Ermordung und Vernichtung, die Shoah.
„Wir laden zu einem kraftvollen Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus ein.“, so Anna Schmidt für das Bündnis aus verschiedenen Gruppen. „Vor dem geschichtlichen Hintergrund ist eins ganz klar: Wir erinnern an die Verbrechen. Wir gedenken der Opfer und der Toten und wir sagen gemeinsam: ‚Nie wieder Faschismus!‘“
Auftaktort der Demonstration ist das Mahnmal für die von den Nazis Deportierten auf dem Bahnhofsvorplatz. Die dortigen Gedenktafeln erinnern an die Jüd*innen aus Bielefeld und Ostwestfalen, die ab 1941 von dort aus in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden.
Eine Zwischenkundgebung findet am Emil-Gross-Platz statt. Der Namensgeber des Platzes war sozialistischer Verleger der ‚Freien Presse‘, einem Vorläufer der heutigen ‚Neuen Westfälischen‘ und SPD-Politiker. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten floh er in die Niederlande und versteckte sich vor den Nazi-Schergen.
Eine weitere Zwischenkundgebung findet auf dem Jahnplatz statt, bevor es zum Abschluss über den Rathausplatz weiter zur Turnerstraße geht. In der Turnerstraße stand ab 1905 die alte Synagoge. Von dem großen Kuppelbau zeugt heute nur noch ein Gedenkstein. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde das kunstvolle Gebäude ausgeraubt, in Brand gesteckt und vollständig zerstört. Die nah am Kesselbrink stationierte Feuerwehr griff nur zum Schutz benachbarter Gebäude ein.
An diesem historischen Ort wird das antifaschistische Bündnis die Demonstration wie im letzten Jahr mit einer Kranzniederlegung beenden.